Dichtheitsprüfung


Leseprobe aus dem Technik-Teil unseres Clubmagazins:

Alles dicht, oder was?

Eine einfache Variomatic-Funktionsprüfung für Jedermann am DAF 55/66 bzw. Volvo 66/343 (340).

Nachdem Ralf und ich in den letzten Monaten schon an einigen DAF / VOLVO die Membran-Manschetten in den Primärvariomatiken gewechselt haben, möchte ich heute einmal einige einfache (von jedem ohne besonderes Werkzeug durchführbare) Prüfungen vorstellen. Eine Erkenntnis war, dass mancher Variomatic-Driver (merken Sie es? - ich war mal wieder in den "Staaten") nicht bemerkt, dass - so langsam oder schon immer - die Variomatic nicht oder nicht mehr richtig hoch schaltet.

Um das Hochschalten festzustellen, brauchen wir nur eine kleine Probefahrt mit betriebswarmem Fahrzeug auf einer ruhigen Strecke durchzuführen, wo man mal ca. 1 km mit ca. 40 bis 60 km/h (ja wirklich, km pro Std., nicht "Stundenkilometer") fahren kann. Also: gemütlich beschleunigen, bei ca. 40 – 60 km/h den Gasfuß so weit zurücknehmen, bis die Geschwindigkeit konstant gehalten wird. Nun schaltet Unterdruck-unterstützt die Primäre Variomatic (O.K., bei Ihrem Volvo nennen wir es CVT-Getriebe) hoch. Erkennbar wird es am spürbaren Drehzahlrückgang des Motors bei gleichbleibender Geschwindigkeit. Zur Sicherheit betätigen sie jetzt mal zusätzlich die Motorbremstaste, ist alles in Ordnung schaltet die Variomatic wieder zwangsweise herunter, was sie am deutlichen Anstieg der Motordrehzahl erkennen, und nach dem Abschalten der Motorbremse sinkt die Drehzahl wieder.

Alles i.O.?, na prima, nichts machen, sondern nur das variomatische Cruisen genießen.
Nicht i.O. ? auch nicht schlimm, alles ist reparabel.

Um festzustellen, wo der Fehler liegen könnte, müssen sie nun das elektromagnetische Vacuumventil (EVV) und die Primäre Variomatic auf Funktion und Dichtheit prüfen.

In der Werkstatt haben wir dafür mehrere Vacuum-Uhren, eine Unterdrucksaugpumpe, einen Drehzahlmesser usw..

Vorgehensweise:

  • Prüfen Sie, ob alle Schläuche vom / zum Vergaser-Luftfilter-EVV ordnungsgemäß angeschlossen sind und keine Risse oder Brüche aufweisen.

Lösung: Schläuche richtig aufstecken, ggf. erneuern.

  • Geben sie bei eingeschalteter Zündung langsam Gas, es muß das EVV-Fahrventil deutlich hörbar schalten ("klack").

Lösung: Prüfen, ob der Microschalter an der Vergaserdrosselklappe funktioniert. Wenn nicht, dann reparieren, ggf. austauschen (Elektronikzubehör), wenn ja, dann das EVV kpl oder teilweise (Ventil an der Fahrseite, d.h. kleiner Schlauchanschluß zur Variomatic), tauschen (Sie haben doch Reserven aus den Schlachtwagen oder?)

  • Betätigen sie bei eingeschalteter Zündung das Bremspedal (Ich setze voraus, daß das der Bremslichtschalter funktioniert) oder / und schalten Sie den "Motorbremsschalter", es muß das EVV-Bremsventil deutlich hörbar schalten ("klack").

Lösung: EVV kpl oder teilweise (Ventil an der Bremsseite, d.h. dicker Schlauchanschluß zur Variomatic), austauschen.

Das EVV-Fahr- und Bremsventil funktioniert, aber trotzdem schaltet die Variomatic nicht hoch; hier ist eine Undichtigkeit der Membranen / Schläuche zu vermuten.
Vom EVV führt ein dünner und ein dickerer Schlauch zu den beiden entsprechenden Rohrleitungen an der Spritzwand. Am anderen Ende dieser Rohre führen rechts und links entsprechende Schläuche wieder zu den Töpfen der primären Variomatic.

  • Ziehen sie beide Schläuche ab, säubern sie einen der Schläuche und blasen sie in den Schlauch kräftig hinein (falls mit Druckluft, dann bitte mit max. 0,2 bar!!) Besteht eine Undichtigkeit an einer oder beiden Membranen, dann wird aus dem anderen Schlauchende die eingeblasene Luft wieder spürbar heraustreten.

Lösung: Primäre Variomatic ausbauen, Töpfe öffnen, beide! Membranen erneuern und alles mit neuer Oelfüllung montieren. Eine Arbeit für Ihre DAF-Fachwerkstatt.


  • Sie blasen hinein, aber es kommt am zweiten Schlauchanschluß nichts heraus; stärker blasen!, blutarm?, Raucher?, oder was??
    Scherz beiseite, Hier scheint die eingeblasene Luft an einem abgefallenen oder porösen / gerissenen Schlauchanschluß zur rechten oder linken Kammer zu entweichen.

Lösung: Jetzt müssen Sie sich doch unters Auto legen und die Abdeckung abschrauben. Ggf. den Wagen an den Seiten anheben (Dazu bitte unbedingt den Wagen gegen Wegrollen sichern und Unterstellböcke unterstellen!) Nun mit dem "langen Arm" den Sitz der Schläuche prüfen ggf. korrigieren / erneuern.

Sollte bis jetzt keine Ursache zu finden sein, dann bleibt wieder nur der Weg zur Fachwerkstatt. Haben sie den Fehler eingegrenzt und eine Variomatik-Reparatur ist notwendig, dann empfehle ich den gleichen Weg. Denn, zur Zerlegung und Montage der Variomatik, dem dazugehörigen Aus- und Einbau der Antriebsriemen usw., braucht man einfach Spezialwerkzeuge, eine Hebebühne, einen Getriebeheber und natürlich das erlernte variomatische Know How!


Böse Falle: undichte Membrane der Primär-Variomatic eines Volvo 66


Also, bitte nicht das Auto wegwerfen, sondern den Fehler suchen und abstellen. Denn: der nächste Sommer kommt bestimmt und dann wird die Straße wieder stundenlang rauf- und runter gecruist!

Danke an Ralf und Herbert Koel .